Der September 2023

Nach nur sieben Jahren gab es erneut einen rekordwarmen September  

 

von Markus Seebass

 

Als wir im Oktober 2016 den Artikel 22 als Bilanz über den rekordwarmen September 2016 verfasst hatten, konnte man eigentlich zum Eindruck gelangen, dass "mehr kaum noch geht". Immerhin hatte der September 2016 mit 18,17 Grad Celsius einen deutlichen neuen Rekord aufgestellt und den bis dahin wärmsten September 1947 um glatte 0,21 Grad übertroffen. Nunmehr hat jedoch der September 2023 nach nur sieben Jahren den September 2016 als Rekordhalter abgelöst und ihn seinerseits um 0,32 Grad übertroffen. Damit war der September 2023 um 4,68 Grad wärmer als ein durchschnittlicher Septembermonat der Jahre 1900 bis 1999 und er war auch nur um etwa 1 Grad kühler als die vorausgegangenen meteorologischen Sommermonate Juni Juli und August. Auch jetzt war wieder eine Großwetterlage ursächlich, die sich seit Beginn des modernen Klimawandels in Mitteleuropa sehr oft einstellt. Ein Hochdruckgebiet über dem westlichen Mittelmeer, welches an seiner Nordseite von Tiefdruckaktivität flankiert wird und immer wieder sehr warme subtropische Luftmassen aus Nordafrika zu uns bringt. Diese Wetterlage blieb den ganzen September über bestehen und die Langlebigkeit ist ebenfalls ein Merkmal des veränderten Klimas. Mit 27 Warmen Tagen (Durchschnitt: 11,8), 16 Sommertagen (Durchschnitt: 3,2) und drei Heißen Tagen (Durchschnitt: 0,4) war es auch hinsichtlich der warmen Temperaturereignisse ein Monat der Superlative. Am 9. und am 11. September wurden jeweils die Monatshöchstwerte von 31,0 Grad erreicht, was deutlich über dem liegt, was im Monat September als Maximum zu erwarten gewesen wäre (27,2 Grad). Wie der September 2016, fiel auch jetzt der September 2023 nicht nur durch sein hohes Temperaturniveau, sondern auch durch seinen Sonnenscheinreichtum und seine Trockenheit auf. Mit 270,4 gemessenen Sonnenscheinstunden hat der September 2023 die Septembermonate 1934 (252,9 Stunden) und 2016 (246,3 Stunden) auf den dritten bzw. den vierten Platz zurückverwiesen. Der September 1959 bleibt in dieser Disziplin allerdings mit einer Bilanz von 277,9 Sonnenscheinstunden der unangefochtene Rekordhalter. Mit 9,9 Millimetern gefallenen Niederschlags entsprach der September 2023 fast völlig dem September 2016. Trotz der geringen Differenz von lediglich 0,2 Millimetern hat er diesen jedoch auf den neunten Platz im Trockenheitsranking zurückverwiesen und steht im Ranking jetzt selbst als achttrockenster September-Monat seit Beginn der Aufzeichnungen in Potsdam da.

Mit dem übertemperierten September hat sich die Abfolge überdurchschnittlich warmer Kalendermonate weiter fortgesetzt. Es ist der zwölfte Monat in Folge der in Potsdam zu warm ausgefallen ist. Der letzte untertemperierte Monat war das September 2022 und das Wärmedefizit betrug auch da lediglich 0,19 Grad.

Aus statistischer Sicht kann mit einer großen Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden, dass auch der folgende Winter wieder erheblich zu mild ausfallen wird. Die statistische Methodik, aus der wir anhand der Kriterien „Temperatur“, „Sonnenscheindauer“ und „Niederschlagsmenge“ auf einen zu warmen Folgewinter geschlossen haben, hatten wir in Artikel 23 am Beispiel des Septembers 2016 eingehend erörtert. Da sich auch der September 2023 in allen drei Kriterien unter den „Top Ten“ bewegt, ist dem nichts hinzuzufügen und die seinerzeit in dem Artikel getroffenen Rückschlüsse können eins zu eins übertragen werden. Ein extrem milder Winter 2023/24 ist damit zwar nicht völlig sicher, aber sehr wahrscheinlich. Es bleibt zu hoffen, dass es dabei zu einem nordwest-geprägten Mildwinter und keinem südwest-geprägten warmen Winter kommen wird. Ein Mildwinter, geprägt durch eine rege Tiefdruckaktivität bringt wenigstens kräftige und intensive Niederschläge, mit denen längere Trockenphasen in den kommenden Sommern etwas ausgeglichen werden können. Ein warmer Winter wäre hingegen geprägt von langlebigen Hochdruckgebieten aus dem Mittelmeerraum und wäre überwiegend trocken. Falls in den kommenden Jahren die Sommer weiterhin von längeren Trockenphasen und Niederschlagsdefiziten geprägt sein werden, wäre dies die schlechteste aller Möglichkeiten. Die Entwicklung zu einem Kaltwinter, wie es sie früher wesentlich häufiger gegeben hat, ist aufgrund der Witterungsentwicklung im jetzt abgelaufenen September 2023 aber sehr unwahrscheinlich geworden.

 

Markus Seebass

im November 2023